Mit dem Wohnwagen durch Marokko

Wohnmobil unter Palmen in Tafraoute / Marokko. Foto: © Laurens / stock adobe

Marokko entfaltet seine Magie schon im ersten Moment. Der Duft von Pfefferminztee liegt in der Luft und über allem schwebt das Gefühl einer jahrhundertealten Geschichte, die noch heute lebendig ist. Das Land zeigt sich als faszinierende Mischung aus Tradition und moderner Dynamik, aus verschlungenen Gassen und offenen Landschaften, aus Atlantik, Sahara und schneebedeckten Gipfeln.

Für Reisende mit Wohnwagen eröffnet sich ein besonderes Abenteuer, denn das Land lässt sich langsam und intensiv entdecken. Viele der beeindruckenden Sehenswürdigkeiten in Marokko liegen entlang gut befahrbarer Routen und eignen sich hervorragend für einen Roadtrip.

Die folgenden Eindrücke und Hinweise geben einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten und Besonderheiten einer Wohnwagenreise durch dieses vielseitige Land.

Route durch Marokko

Die meisten starten ihre Reise mit der Fähre von Spanien nach Nordmarokko. Besonders die Verbindung von Algeciras nach Tanger Med gilt als zuverlässig und gut organisiert. Die Grenzformalitäten werden bereits an Bord erledigt, so dass nach der Ankunft nur noch die Fahrzeugkontrolle folgt.

Von Tanger Med führt eine landschaftlich schöne Strecke zunächst entlang des Atlantiks. Der malerische Ort Asilah eignet sich perfekt für die ersten Tage. Weiter südlich wartet Rabat, die elegante Hauptstadt des Landes, in der sich moderne Architektur und traditionelle Viertel harmonisch verbinden.

Im Landesinneren beginnt der Weg in Richtung Atlasgebirge. Die Fahrt nach Marrakesch gehört zu den abwechslungsreichsten Abschnitten und zeigt die Kontraste des Landes besonders eindrucksvoll. Hinter den Palmenhainen der Stadt erheben sich die Gipfel des Hohen Atlas, bevor die berühmte Passstraße Tizi n Tichka in Richtung Wüste führt. Schließlich erreicht man die Region um Merzouga, die als Tor zur Sahara bekannt ist. Dort erheben sich die goldenen Dünen des Erg Chebbi und schaffen eine Kulisse, die ihresgleichen sucht.

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Erfahrungen unterwegs

Vielfalt der Landschaften

Marokko präsentiert auf engem Raum eine erstaunliche landschaftliche Bandbreite. Die Atlantikküste wirkt einladend und mediterran. Das Atlasgebirge zeigt eine raue und gleichzeitig faszinierende Schönheit und in der Sahara öffnet sich eine weite, stille Welt aus Sand und Licht.

Unterwegs begegnen Reisende Berberfamilien am Straßenrand, die ihre Tiere über die Hänge treiben, und Händlern, die frische Orangen oder warmes Fladenbrot anbieten. Viele Abschnitte der Strecke laden zu spontanen Pausen ein, da die Aussichtspunkte stets neue Perspektiven auf Täler, Schluchten oder Dörfer bieten.

Campingplätze, Stellplätze und andere Unterkünfte

Die Campinginfrastruktur in Marokko hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Viele Plätze bieten Stromanschlüsse, Wasser und Sanitäranlagen und werden von Familien geführt, die den Kontakt zu Reisenden sehr schätzen. Beliebte Regionen für Camper sind Chefchaouen, Essaouira, Agadir, und die Umgebung von Merzouga.

Freistehen ist grundsätzlich erlaubt, solange der Platz nicht auf Privatgelände liegt und der Respekt gegenüber der Umgebung gewahrt bleibt. Besonders in Wüsten und Bergregionen ist es jedoch ratsam, auf ausgewiesene Plätze zurückzugreifen, da diese oftmals sichere und gepflegte Stellmöglichkeiten bieten.

In größeren Städten lohnt es sich, neben Campingplätzen auch traditionelle Gästehäuser zu berücksichtigen. Besonders die bildhübschen Riads in Marrakesch bieten mit ihren Innenhöfen, Mosaiken und ruhigen Gärten eine Atmosphäre, die den orientalischen Charakter der Stadt auf einzigartige Weise spiegelt.

Straßenverhältnisse und Verkehr

Die wichtigsten Straßen und Autobahnen sind in gutem Zustand und verbinden die großen Städte schnell und zuverlässig. Auf mautpflichtigen Strecken ergibt sich ein ruhiger Verkehrsfluss, was für Wohnwagengespanne besonders angenehm ist. Die Landstraßen im Atlas verlangen dagegen erhöhte Aufmerksamkeit. Engere Abschnitte, steile Serpentinen und langsamere Fahrzeuge wie Lastwagen oder Tierkarren prägen diesen Teil der Route.

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Polizeikontrollen sind häufig anzutreffen, dienen jedoch hauptsächlich der allgemeinen Verkehrssicherheit. Wohnwagen und Wohnmobile werden routiniert und freundlich behandelt, oft reicht ein kurzer Blick auf die Fahrzeugpapiere.

Behördliche Anforderungen

Für die Einreise nach Marokko ist ein gültiger Reisepass notwendig, der noch mindestens sechs Monate gültig sein muss. Zusätzlich wird für das Fahrzeug ein sogenanntes D16 ter Formular ausgestellt, das die temporäre Einfuhr dokumentiert. Dieses Dokument muss bis zur Ausreise aufbewahrt werden.

Eine internationale Versicherungskarte wird empfohlen. Sollte keine entsprechende Deckung bestehen, kann an der Grenze eine marokkanische Versicherung abgeschlossen werden. Die Einfuhrregelungen für Lebensmittel sind unkompliziert, solange keine großen Mengen an tierischen Produkten transportiert werden. Drohnen dürfen ohne Genehmigung nicht eingeführt werden.

Tipp: Falls man mit dem Wohnwagen nach Marokko reist, sollte man sich ein paar Wochen vor der Abreise unbedingt über die aktuellen Bestimmungen informieren!

Praktische Tipps für Camper

  • Beste Reisezeit: Für eine Wohnwagenreise eignen sich besonders die Monate von März bis Mai sowie Oktober und November. Im Sommer erreichen die Temperaturen in der Sahara extreme Werte während es im Winter in höheren Regionen sehr kalt werden kann.
  • Umgang mit Kultur und Alltag: Marokko ist ein sehr gastfreundliches Land. Reisende stoßen fast überall auf Hilfsbereitschaft. Ein paar Worte Arabisch oder Tamazight sorgen sofort für ein Lächeln. In ländlichen Regionen sollte dezente Kleidung bevorzugt werden. Fotos von Menschen sollten erst nach Erlaubnis gemacht werden, insbesondere bei Frauen und älteren Personen.
  • Einkaufen und Tanken: Supermärkte finden sich in allen größeren Städten, die Auswahl ist groß. Auf den Souks lassen sich regionale Produkte kaufen, frisches Obst,Gemüse und Brot gehören zum Alltag. Tankstellen sind entlang der Hauptstraßen gut verteilt und bieten meist auch Diesel von guter Qualität. In abgelegenen Gebieten sollte rechtzeitig getankt werden.
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Was du in Marokko nicht machen sollteste!

  • Drohnen ohne Genehmigung mitführen

Die Einfuhr von Drohnen ist in Marokko ohne vorherige Genehmigung nicht erlaubt. Am Grenzübergang werden sie konfisziert und erst bei der Ausreise wieder ausgehändigt. Reisende sollten daher auf den Transport verzichten.

  • In der Wüste unvorbereitet fahren

Sandpisten verlangen Erfahrung und das richtige Fahrzeug. Wohnwagen sollten ausschließlich auf befestigten Wegen bewegt werden. Für Wüstentouren empfehlen sich geführte Ausflüge, wodurch sowohl Sicherheit als auch Fahrzeugintegrität gewährleistet bleiben.

  • Wildcampen ohne Rücksicht

Freistehen ist zwar erlaubt, doch nicht überall angebracht. Besonders nahe bewohnter Regionen oder an sensiblen Naturorten sollte darauf verzichtet werden. Respekt vor der lokalen Kultur und der Natur hat höchste Priorität.

  • Personen ohne Erlaubnis fotografieren

Viele Menschen fühlen sich unwohl, sobald sie ungefragt fotografiert werden. Ein kurzer Blick und ein zustimmendes Nicken reichen meist, um höflich anzufragen. Besonders ältere Menschen und Frauen sollten nur mit ausdrücklicher Zustimmung fotografiert werden.

  • Mit zu viel Bargeld reisen

Auch wenn Marokko als sicheres Reiseland gilt, empfiehlt es sich, Bargeldmengen gering zu halten und stattdessen regelmäßig an Automaten Geld abzuheben. Die meisten Städte verfügen über zuverlässige Geldautomaten.

Unser Fazit:

Eine Wohnwagenreise durch Marokko verbindet Freiheit mit kultureller Tiefe. Die Mischung aus lebendigen Städten und stillen Landschaften, aus gastfreundlichen Begegnungen und überraschend guter Infrastruktur macht das Land zu einem idealen Reiseziel für Camper.

Wer bereit ist, sich auf die Vielfalt dieses Landes einzulassen, wird mit Eindrücken belohnt, die noch lange nachwirken. Marokko bietet nicht nur einzelne Sehenswürdigkeiten, sondern ein Gesamtgefühl, das nur entsteht, sobald man es im eigenen Tempo entdecken kann.

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Verfasst von Hajo

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).